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Verein

Sri Lanka gilt als ein tropisches Urlaubsparadies, doch nicht jeder Mensch ist hier willkommen.

Menschen mit Behinderungen werden hier durch religiöse und gesellschaftliche Stigmatisierung und fehlende Aufklärung ausgegrenzt und von ihren Familien zum Teil verstoßen.

Im Waisenheim Prithipura finden diese Kinder seit über 50 Jahren ein zu Hause. Die Akkas, Frauen aus umliegenden Dörfern ohne medizinisch-pflegerische Ausbildung, sind Tag und Nach vor Ort und schenken Liebe und Pflege. Unterstützt werden sie durch nur wenige Therapeuten und Therapeutinnen.

Meine Hände an Sandushis Flanken, Vibration nach medial in die Ausatmung. Wir sitzen auf einer Matte, ich im Schneidersitz, Sandushi zwischen meinen Beinen, ihr Rücken an meinem Bauch, mit meinem Kinn halte ich ihren kleinen Kopf. Wir atmen zusammen. Mit jedem Atemzug strömt mehr tropisch warme und feuchte Luft in unsere Lungen. Völlig versunken sitzen wir auf der Matte, atmen, spüren. Ein Geräusch reißt mich aus meiner Versenkung, ich blicke mich um, alle Kinder liegen ruhig, gelagert auf Keilkissen, beschäftigt mit sensory toys oder schlafend. Wieder das Geräusch, ein Seufzen und Kichern. Verwundert suche ich die Gesichter der Kinder ab, bis ich bemerke, woher das Kichern kommt. Ich beuge mich über Sandushis Gesicht. Ihre Augen glänzen wach, sie lächelt und erwidert meinen Blick: Nach 2 Monaten sehe ich Sandushi das erste Mal Lachen.

Maria Splith
Sandushi

Geschichte

Oktober 2017, Berlin, Maria Splith entscheidet sich für 6 Monate freiwillig in dem Waisenheim für Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen zu arbeiten. In den ersten Wochen fühlte sie sich hilflos und überfordert. Das schlimmste war das Füttern. Die Köpfe der Bewohner wurden in Reklination gehalten, damit möglichst wenig davon beim Schlucken wieder aus dem Mund fiel, was regelmäßig zu Hustenattacken, Spucken und Erbrechen führte. Ein logopädischer Alptraum.

In Prithipura war Maria die erste Logopädin. Ihre Arbeit begrenzte sich zunächst auf Maithree, eines der 5 Häuser von Prithipura. Die etwa 15 Bewohner hier waren zwischen 5 und 20 Jahren alt, benötigten viel Pflege und Unterstützung.

Ich verbrachte viele Stunden mit diesen Kindern und experimentierte mit Therapie- und Füttermethoden. Vor allem aber beobachtete ich und allmählich sah ich nicht mehr die von Kontrakturen gezeichneten passiven Körper, ich begann die Kinder als kleine individuelle Menschen zu sehen. Sie alle hatten verschiedene Charaktere, Vorlieben, Ängste, Schwächen, Stärken und Ressourcen. Ebenso lernten die Kinder mich kennen, reagierten auf meine Stimme, lächelten, wenn sie meine Anwesenheit spürten. Ich lernte mit ihnen zu sprechen und die vielen kleinen Zeichen von Kommunikation zu erkennen und zu deuten. Wir wurden Freunde.

Nach den ersten Erfolgen fassten die dort arbeitenden Frauen Vertrauen und zeigten Maria die anderen Bewohner, die Probleme mit dem Schlucken hatten. So lernte sie nach und nach alle 68 Bewohner kennen. Sie diagnostizierte und schrieb Fütteranleitungen mit Hinweisen zur Positionierung, Empfehlungen für geeignete Fütteruntensilien und Kostadaptionen. Sie hielt Vorträge für die arbeitenden Frauen und versuchte sie beim Füttern zu schulen.

Voller Stolz erinnere ich mich daran, wie man mich das erste Mal Maria Akka nannte. Akka – das heißt große Schwester im Singalesischen. Und das war ich inzwischen auch geworden. Prithipura war und ist wie ein zu Hause für mich. Die Frauen die dort arbeiten sind meine Schwestern, die Bewohner meine Kinder. Ich kann mir heute kein Leben ohne sie mehr vorstellen und obwohl uns seit mehreren Monaten viele Tausende Kilometer trennen, fühle ich mich dieser großen Familie zugehörig als wäre ich gestern erst das letzte Mal dort gewesen.

Mit Hilfe von Freunden und Kollegen wurde im Juli 2018 der Verein „Therapie für Prithipura e.V.“ gegründet.

Wir sind im Amtsregister eingetragen und als gemeinnützig anerkannt.

Ziel ist das Gehalt für eine Logopädin in Prithipura für die nächsten Jahre zu finanzieren sowie die medizinische, pflegerische und therapeutische Versorgung zu verbessern.

Wir suchen stets nach neuen Wegen und Mitteln Leute für unsere Sache zu gewinnen.

Die Logopädin

Sajini und Maria

Sajini Perera, geb.1994, B.Sc.speech and hearing science. Seit dem 01.12.2018 arbeitet Sajini als Logopädin in Prithipura. Sie ist geboren und aufgewachsen in Negombo, in der Nähe von Colombo in Sri Lanka. Studiert hat sie an der Universität von Kelaniya und ist seit 2019 verheiratet.

Happy to be a Speech and Language Therapist with my favourite „Paediatric Dysphagia“ Thank you Muri Geller.